Chaosbewältigung

Ich sehe meinen Schreibtisch! Gibt's denn sowas? Er hat eine Oberfläche aus Birkenholz. Echt wahr!

Ich habe es letzte Woche tatsächlich geschafft mal wieder meinen Schreibtisch aufzuräumen. Und dieses Erfolgserlebnis schien mir der ideale Einstieg um über meine Chaosbewältigung zu bloggen. Wie in meinem letzten Post beschrieben, habe ich mir ein kleines System geschaffen mit dem ich (hoffentlich) nicht mehr so viel vergesse.

Die Idee

Inspiriert hat mich zum einen meine Arbeit, bei der ich mir jeden Tag in einem Notizheft alles aufschreibe was zu tun ist und wo ich viel damit beschäftigt bin aus großen, komplexen Aufgaben viele kleine, einfache Aufgaben zu machen. Zum anderen habe ich mir Zen To Done durchgelesen. Eine interessante Abwandlung von Getting Things Done. Wie Dex im Kommentar zu meinem letzten Post schon geschrieben hat, wird beides im Internet sehr gehypt und gepriesen. Ich denke man sollte alles mit der nötigen Skepsis betrachten. Wenn ich nur noch damit beschäftigt bin über meine Aufgaben nachzudenken, komme ich ja nicht dazu sie zu erledigen. Aber es sind einige sehr gute Ideen in den Konzepten vorhanden, die ich mir einfach mal frech abgeguckt habe.

Zutaten

Mein Chaosbewältigungsset

Umsetzung

Den Stift und das kleine Notizheftchen trage ich immer bei mir. Wenn mit etwas einfällt, das ich noch tun muss oder will, schreibe ich es kurz auf.

Jeden Abend übertrage ich alle neuen Stichpunkte aus dem Heftchen in das Notizbuch. Dort habe ich mir drei Lesezeichen reingelegt für meine drei Listen: Kurz-, Mittel- und Langfristig.

  1. Kurzfristige Dinge ist alles, was ich innerhalb der nächsten zwei Wochen machen muss.
  2. Mittelfristig sind alle Sachen, die ich so "in nächster Zeit" machen muss / möchte. Ich denke da so in etwa ein halbes Jahr voraus.
  3.  Auf die Langfristige Liste schreibe ich alles was in fernerer Zukunft (länger als ein halbes Jahr) zu erledigen ist
Nachdem ich alle neuen Stichpunkte auf ihre Listen verteilt habe, sehe ich mir die Kurzfristige Liste an und picke mir zwei bis drei Aufgaben raus, die ich am nächsten Tag erledigen werde. Ohne Ausreden. Sonst funktioniert's nicht.

Dabei versuche ich natürlich Dinge zu wählen die ich auch schaffen kann. Wenn ich weiß, dass ich am nächsten Abend beim Bogenschießen bin und spät nach Hause komme, nehme ich mir selbstverständlich nicht viel anderes vor.

Einmal in der Woche nehme ich mir dann ein wenig mehr Zeit und schaue mir auch die Mittlere und die Lange Liste an. Dort gucke ich ob es Aufgaben gibt, die nun mit in die Kurzfristige Liste übernommen werden können, weil sie zeitlich näher rücken oder gerade reinpassen. Vor allem bei längerfristigen Zielen kann man sich kleinere Teilaufgaben raussuchen, die einen kleinen Schritt auf dem Weg zum Ziel bringen.

Als Beispiel habe ich auf meiner Liste stehen, dass ich im Bogenschießen besser werden möchte. Dazu brauche ich (mal wieder) ein paar mehr Pfeile, damit ich auf dem Parcour üben kann. Also sollte ich demnächst mal wieder meine kaputten Pfeile neu befiedern, Nocken ersetzten, usw.

Sowohl beim täglichen Durchgucken als auch nach einer Woche, versuche ich möglichst viele Aufgaben wieder rauszuschmeißen. Im Idealfall, weil ich sie abgearbeitet habe. Aber manche Sachen stehen über eine Woche auf meiner Kurzen Liste und verschwinden einfach nicht. Dann sollte ich überlegen ob sie wirklich so wichtig sind, oder ob ich sie nicht einfach streiche und eben nicht erledige. Das sind dann meistens so Sachen wie "Einen Blogpost über XYZ schreiben." Wenn ich einfach keine Zeit oder Muße hatte, dann war es mir wohl nicht so wichtig und manchmal streiche ich solche Sachen einfach wieder.

Und ... funktioniert das?

Bis jetzt klappt alles ganz gut. Es ist zwar ein klein wenig nervig immer einen Stift und Zettel mitzuschleppen (und diese nicht zu vergessen!), aber ich habe mich in den letzten Tagen daran gewöhnt.

Dadurch, dass ich mir alles aufschreibe und regelmäßig nachsehe, was noch so zu tun ist, merke ich, wie ich innerlich entspanne. Sonst dachte ich immer: "Ich muss einkaufen fahren. Da war noch was, das wir brauchen. Katzenfutter. Genau, das war's. Ach und zur Post wollte ich ja auch noch. Hmmm, eigentlich müsste ich aber vorher auch noch tanken." Minuten später waren die Gedanken schon wieder von irgend etwas anderem überlagert das mich beschäftigte und ich habe mindestens eine Sache vergessen, die ich machen wollte. Gut, an's Tanken erinnert mich zur Not auch das Auto, aber der Brief schreit nicht "Schick mich ab. Schick mich ab!", so dass so etwas schon mal unterging.

Jetzt schreibe ich es mir alles auf und nehme mir für den nächsten Tag nur einige Sachen vor, die sich am besten noch leicht miteinander kombinieren lassen. Den Tag über gucke ich auf meine Liste und so vergesse ich es nicht.

Es ist wie beim Lernen in der Schule oder Uni: Was man einmal aufgeschrieben hat, merkt man sich besser. Zumindest war das bei mir immer so. Alles was ich beim Lernen aufgeschrieben habe, konnte ich mir leichter merken als Dinge, die ich nur gelesen oder gehört hatte.

Ein zweiter Effekt ist, dass ich mir weniger Gedanken um all die Dinge mache, die ich noch tun muss / will. Im Lauf der letzten Tage hat sich einiges angesammelt, das erledigt werden muss. Manches vor Weihnachten, manches dannach. So brauchen die Katzen einen neuen Kratzbaum, weil der alte unter Pennys Last und auf Grund schlechten Materials zusammengebrochen ist. Beim Auto sollte irgendwann mal die Klimaanlage durchgeguckt werden. Weihnachten steht vor der Tür und ich muss noch ein paar Geschenke besorgen, und und und.

Ich hab's mir alles aufgeschrieben. Es steht in meinem Notizbuch und ich sehe jeden Tag nach was als nächstes am wichtigsten ist. Das Auto hat noch Zeit bis zum Frühjahr, wenn ich die Reifen sowieso wieder wechseln lassen muss. Der Kratzbaum ist zwar ein wenig kaputt, aber da kann ich warten bis Geld dafür da ist. Die Weihnachtsgeschenke sollte ich allerdings vor Weihnachten noch besorgen. Also fange ich doch mal damit an.

Fazit

Wie ihr sicher merkt, bin ich im Moment rundum zufrieden mit meiner Methode. Ich habe ein bischen Bedenken, dass ich irgendwann völlig überfüllte Blätter in meinem Notizbuch habe und nicht mehr weiß, was ich davon eigentlich noch erledigen will. Aber das wird die Zeit zeigen.

Autorin: Friederike

Tags: